Die Wand einreißen
Thomas Yuschak beschreibt in seinem Buch 'Advanced Lucid Dreaming' in Kapitel 23 eine sehr interessante WILD-Variation, die er 'Breaking down the wall' nennt. Interessant insofern, da es sich sowohl um eine WILD-Technik als auch um eine Technik zur Verbesserung der Traumerinnerung handelt. Yuschak bezeichnet sie hinsichtlich der Traumerinnerung sogar als 10 mal wirkungsvoller als das Führen eines Traumtagebuchs, was er ebenfalls empfiehlt.
The Wall
Zwischen der Wachrealität und der Traumrealität, so Yuschak, befindet sich eine Wand. Beim Überqueren dieser Wand oder Schwelle vergessen wir viele Details und Informationen, auf die wir im Wachleben selbstverständlich Zugriff haben. Umgekehrt, beim Überqueren der Schwelle vom Traum ins Wachleben, wiederholt sich dieser Vorgang, nur eben mit umgekehrten Vorzeichen. In kleinem Maßstab kann man das auch im Wachleben beobachten, wenn man in ein anderes Zimmer geht, dort aber vergisst, was man eigentlich da wollte. Will einem partout nicht einfallen, warum man eigentlich hierhin gegangen ist, hilft es, kurz ins andere Zimmer zurückzugehen, schon fällt einem alles wieder ein.
So stellt sich die Frage, ob in der Nacht, etwa im Tiefschlaf, das menschliche Bewusstsein ausgeschaltet ist, oder ob man sich an seine nächtlichen Erlebnisse einfach nicht erinnern kann. Yuschak geht sogar soweit, zu vermuten, dass das menschliche Bewusstsein die ganze Nacht kontinuierlich besteht, man sich lediglich nur nicht mehr daran erinnert. So wirft er die Frage auf, wie gut die Klartraumfähigkeiten bzw. das kritische Bewusstsein sein könnte, wenn man sich an zehnmal mehr Details aus dem Wachleben erinnerte?
Der Prozess des Einreißens
Wie reißt man nun die Wände zwischen den beiden Bewusstseinszuständen ein?
Yuschak unterscheidet zwischen zwei Arten des Erinnerns: das Erinnern von Fakten und das Erinnern von Erlebnissen. Fällt einem beim Übergang in den Traum oder kurz nach dem Übergang das Erinnern der Fakten wie der Name, Adresse usw. noch ziemlich leicht, so fallen einem Erinnerungen der letzeren Art deutlich schwerer. Und genau hier setzt die Übung an.
Visualisierung
Vorher noch eine kleine Begriffserklärung: Yuschak unterscheidet zwischen zwei Arten der Visualisierung: Einerseits nennt er die aktive Visualisierung, bei der man sich wie der Name sagt, aktiv Bilder vor dem geistigen Auge erzeugt. Im Gegenzug dazu gibt es die passive Form der Visualisierung, bei der man die inneren Bilder einfach fließen lässt. Beide Formen haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile beim Start eines Klartraums. Der von ihm entwickelte Mittelweg ist die 'Seeded Visualisation', bei der er Elemente aus beiden Formen verbindet:
Bei zunehmender Entspannung und Nähe zum Schlaf tauchen von selbst innere Bilder auf (passive Visualisierung). Diese Bilder 'impft' man immer bzw. lenkt sie in eine bestimmte Richtung (aktiv). Verselbstständigen sich die Bilder wieder, so gibt man nach einer gewissen Zeit einen neuen Impuls und lenkt die Szenerie wieder in die gewünschten Bahnen.
Der Übergang in den Traum
Um die Erinnerung an gewisse Erlebnisse zu verbessern, sucht man sich im Wachleben ein beliebiges Erlebnis aus, an das man die Erinnerung verbessern möchte.
Man beginnt mit seinem WILD wie immer: man legt man sich in seine Position und lässt die hypnagogen Bilder aufsteigen. Und genau jetzt kommt die 'Seeded Visualisation' zum Tragen:
Die auftauchenden Bilder impft man immer wieder mit Details und Eindrücken an das gewählte Erlebnis und lässt diese sich verselbstständigen. So verfährt man einige Zeit, in der man die Eindrücke immer lebendiger werden lässt und aus den anfänglichen hypnagogen Bildern ganze Szenen werden.
Zu diesem Zeitpunkt ist man schon fast im Klartraum und nach dem Übergang in den Traum lenkt man diesen auch immer wieder in Richtung dieses Erlebnisses, bis man es von Neuem durchlebt anstatt sich nur daran zu erinnern.
Regelmäßig angewendet steigert diese Übung die Traumerinnerung deutlich wie auch die Erinnerung ans Wachleben in den Träumen.
Und diese Erinnerung ans Wachleben ermöglicht das kritische Bewusstsein, durch das man anhand von Unstimmigkeiten den Traum als Traum erkennen kann.
Hat man nach einer gewissen Zeit der Übung eine gewisse Fähigkeit im WILDen erlangt, genügt es, am Anfang eines jeden WILD-Klartraums einige gefühlte Minuten damit zu verbringen, sich an Erlebnisse aus dem Wachleben zu erinnern.
Siehe auch
Weblinks
http://www.lucidpygar.blogspot.com/2012/02/schritt-3-der-wild-teil-8-breaking-down.html
Literatur
Yuschak, Th; Advanced Lucid Dreaming, Lulu Press 2006