Traumdeutung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 12. Februar 2011, 20:38 Uhr
Es gibt verschiedene Ansätze, Träume zu deuten, wobei es meist immer irgendjemanden gibt, der einen dieser Ansätze ablehnt. Von wissenschaftlicher Einstimmigkeit kann kaum gesprochen werden. Und so mag auch einiges in diesem Artikel nicht von jedem anerkannt werden. So wäre es gut, verschiedene Möglichkeiten der Deutung zu erwähnen, anstatt um "Die" Deutung zu streiten.
Über die Bedeutung von Träumen
Der Extremfall: die Sichtweise, Träume würden gar nichts bedeuten, ist allerdings zumindest unter Klarträumern wenig verbreitet. Ebenso lehnen sehr viele die Sichtweise ab, man könne anhand eines generellen Lexikons von Traumsymbolen seine Träume zweifelsfrei deuten. Vielmehr erscheint es einleuchtender, dass Träume eine sehr subjektive Angelegenheit sind und daher vom Träumenden selbst am besten gedeutet werden können - wobei unter Umständen trotzdem Anregungen von aussen gegeben werden können, die auch zutreffen mögen.
Überdeterminiertheit
Viele sehen nur in bestimmten Träumen bedeutungsvolles und empfinden andere Träume eher als belanglos und komplett unsinnig. Das muss allerdings nicht heißen, dass sie keine bedeutung hätten. Einer Aussage Freuds zufolge sind Träume überdeterminiert - was bedeutet, dass es verschiedene Ebenen der Symbolik und damit mehrere Deutungsmöglichkeit gibt.
- Träumt man beispielsweise eine Szene ähnlich einem Film, den man am Vorabend gesehen hat, ist es leicht zu erkennen, dass die Inhalte hier wieder verarbeitet werden. Weniger offensichtlich aber, und weniger oft in Frage gestellt, ist die Tatsache, wieso überhaupt etwa von diesem Filmausschnitt geträumt wird, was einen daran so bewegt hat oder wieso das im Traum diese oder jene Modifizierungen erhält.
- Ein anderes beispiel für Überdeterminierung und oft ungenutztes Deutungspotenzial sind Traumpersonen: Erlebe ich im Traum etwas besonderes mit einer Person, die ich kenne, kann das durchaus bedeuten, dass es dabei um Ängste, Wünsche, oder anderes geht, die ich mit dieser Person verbinde. Diese Person kann im Traum aber auch zusätzlich für eine bestimmte Charaktereigenschaft von jemand anderem stehen, dessen Identität verschleiert bleiben soll.
- Ein letzes beispiel mag für Klarträumer sehr relevant sein: Erkennt man den Traumzustand und hat dann etwa Probleme mit der Traumkontrolle, weil ständig Hindernises oder Ohnmacht auftauchen, wird das oft als technisches Problem gedeutet: man sei zu verkrampft, nicht klar genug, usw. Während das durchaus richtig sein kann, kann es aber doch noch tieferliegende Gründe haben, v.a. wenn sich solche Themen wiederholen: Z.b. kann es eine Form von Misstrauen gegen den eigenen Geist, der Ausdruck einer Ohnmachtssituation, oder sogar "bestrafung" für "unerwünschtes" Glück bedeuten.
Klarheit als Einsicht & durch Einsicht
Ob das Unbewusste sich einem dabei aktiv mitteilen "will" oder bloß einer inneren Landschaft gleicht, die man "zufällig" durchquert, ist prinzipiell unerheblich. In jedem fall kann man durch Traumdeutung seinen Geist besser verstehen lernen und somit sein Leben bereichern. Wenn Traumdeutung zu besserem Verständnis des Geistes führt, ist damit generell auch ein Anstieg der allgemeinen geistigen Klarheit verbunden. Das führt z.b. dazu, öfter Traumtypisches zu erkennen, und sich weniger von den Traumgeschehnissen in die Irre führen zu lassen. Je mehr man begreift, aus welchem Antrieb man selbst all die Traumgebilde erträumt, umso mehr erlangt man auch Zugang zur anstrengungslosen Traumkontrolle. Hier fällt die Klarheit über den Traumzustand dann zusammen mit der Klarheit als Einsicht und mit der Klarheit als Traumkontrolle.
Anregungen zur Vorgehensweise
- beim deuten immer auf die erlebten Gefühlslagen und Atmosphären achten, Ratgeber für Symbole können allerhöchstes inspirieren, aber man weiß immer nur selber, was etwas bedeutet. Am besten man fängt mit einzelnen Szenen an. (Fragen: "in welcher Lage fühle ich mich in dieser Szene?" "Was mache ich hier durch?" "Wie bewerte ich das?" "Was erscheint mir selbstverständlich, obwohl es das nicht ist?")
- Dann kann man Zusammenhänge der einzelnen (gedeuteten) Situationen und Geschehnisse im Traum erkennen (Fragen: "Wie kommt es von der einen Szene zur anderen?" "Wie hängen alle Szenen zusammen, sodass sie ein Traumganzes ergeben?")
- Schließlich kann man wiederkehrende Themen herauskristallisieren und generell Traumtypisches erkennen. (Fragen: "von welchen Situationen träume ich ständig?" "wie werden die Themen in verschiedenen Träumen dargestellt?" "gibt es Entwicklungen oder Variationen?" "wie kommt es, dass sich Themen wiederholen?" "was verhindert immer wieder die Klarheit?")
- Und dann kann man sich etwa nach Zusammenhängen zum Leben und zur Vergangeheit fragen (Fragen: "woher kenne ich diese Situationen, diese Gefühle?" "gibt es etwas, das ich vielleicht vom bewusstsein abgespalten habe?" "warum würde ich sowas tun?" "wieso verfolgen mich vergangene Themen immernoch?")
Gelegenheiten zur Traumdeutung
Man kann Träume in verschiedenen Kontexten deuten. Die gewöhnlichste ist wohl verbunden mit dem Aufschreiben und darüber nachsinnieren des Traumes. Führt man Traumtagebuch, und erinnert sich an viele Träume, erkennt man besser Zusammenhänge zwischen Träumen, und erhält in verschiedenen Variationen eines sich wiederholenden Themas verschiedene Hinweise zur Deutung. Auf die Weise wird man zugleich vertrauter mit seinen Träumen und die Wahrscheinlichkeit steigt, wiederkehrende Themen auch im Traum zu bemerken und somit klar zu werden.
Darüber hinaus kann man auch während des Traumes den aktiven Traum deuten, besonders wenn man durch die Erkenntnis eines schon bekannten, deutungswürdigen Themas, klar geworden ist. Deutung im Traum hat den Vorteil, leichteren Zugang zu Gefühlen, Verdrängtem und Assoziationen zu erhalten, als im Wachzustand.
Prinzipiell erschließen sich bedeutungen umso mehr, je mehr man sich mit den Träumen und auch ansonsten mit seinem Geist auseinandersetzt. Dabei können auch z.b. der Austausch mit Gleichgesinnten, Meditation oder Kreativität helfen.